Welche Patisserien in Paris sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen? Ich habe mich auf meinen letzten Besuchen in der französischen Hauptstadt tagelang durch die zahlreichen Pariser Patisserien probiert und euch in diesem kulinarischen Stadtführer meine liebsten Orte, Törtchen und Chefs zusammengetragen.
Gleich vorab ein Disclaimer: ich erhebe mit diesem Guide keinesfalls irgendeinen Anspruch auf Vollständigkeit, denn das Pâtisserie-Angebot in Paris ist wirklich riesig und kann schnell überfordernd sein. Es gibt wortwörtlich alle 100 Meter eine tolle Patisserie, die meisten davon mit einer Weltklasse-Qualität und einem technischen Niveau, dass man in Deutschland höchstens in einigen wenigen, sehr hochpreisigen Läden findet.
Auch außerhalb Frankreichs bekannte Adressen wie Angelina, Pierre Hermé, Ladurée oder Lenôtre habe ich an dieser Stelle außen vor gelassen, da der große internationale Erfolg mittlerweile zu einer industriellen Produktion geführt hat. Ich konzentriere mich hier auf die kleineren Betriebe, in denen noch vor Ort selbst produziert wird.
Unabhängig von den hier genannten Adressen lohnt es sich in Paris immer, die Augen offen zu halten und auch die kleineren, weniger oder gar nicht bekannten Pâtisserien auszuprobieren. Außerhalb der touristischen Bezirke gibt es viele kleine Kiez-Pâtisserien, die vor allem von den Einheimischen frequentiert werden und ebenfalls sehr gut – und deutlich günstiger – sind.
How much is the fish?
Preislich muss man sich darauf einstellen, dass die französische Pâtisserie deutlich teurer ist als zum Beispiel ein Stück Kuchen in Deutschland. Dafür kann man sich aber darauf verlassen, dass die Qualität in den meisten Fällen exzellent ist – es wird vielerorts großer Wert auf Saisonalität, Regionalität und beste Rohstoffe gelegt.
Für ein Törtchen kann man in den meisten hier genannten, gehobeneren Läden 6-8€ rechnen. Angesichts all der Arbeitsschritte, die in dem raffinierten Inhalt und der kunstvollen Dekoration stecken, finde ich diesen Preis auch völlig angemessen. Und natürlich zahlt man in manchen Läden auch den bekannten Namen ein stückweit mit.
Meine liebsten Patisserien in Paris
Fou de Pâtisserie
2013 gründeten die Verlegerinnen Muriel Tallandier und Julie Mathieu Fou de Pâtisserie, das erste französische Magazin, das ausschließlich der Welt der Pâtisserie gewidmet ist. Innerhalb kürzester Zeit etablierte sich das zweimonatlich erscheinende Magazin mit fast 40.000 verkauften Ausgaben als das Referenzmedium für Backwaren.
Motiviert von diesem Erfolg, kam Tallandier und Mathieu eine neue Idee: Ein Ladenkonzept, in dem die Kreationen der besten französischen Pâtissiers und Pâtissières zusammenkommen – quasi eine Ode an die französische Handwerkskunst. 2020 eröffnete schließlich das erste Fou de Pâtisserie-Ladenlokal und Café. Mittlerweile gibt es vier Filialen Paris, in denen die Signature-Kreationen der renommiertesten Pâtissiers und Pâtissières gesammelt an einem einzigen Ort probiert werden können – von alteingesessen Pariser Größen wie Pierre Hermé oder Angelina bis hin zu jungen Talenten wie Cédric Grolet, Johanna Roques, Marie Dieudonné & Co.
Ein Besuch lohnt sich insbesondere, wenn man zu wenig Zeit hat, um all den einzelnen Pâtisserien einen Besuch abzustatten, aber gerne alles probieren möchte. Nicht immer ist alles vor Ort verfügbar, es lohnt sich daher, vorher einen Blick auf die Website zu werfen. Oft sind die Läden auch deutlich weniger überlaufen, als die Original-Pâtisserien und man spart sich lange Wartezeiten. Das Gebäck ist hier meist aber auch etwas teurer, als direkt vor Ort (etwa 1€ mehr).
Neben den Läden von Fou de Pâtisserie bietet auch die Pâtisserie-Abteilung in den Galeries Lafayette Le Gourmand einen guten Überblick, wenn man wenig Zeit hat und viele verschiedene Sachen probieren möchte. Hier findet man allerdings nur die alteingesessenen (überwiegend männlichen) Pâtisserie-Größen, während Fou de Pâtisserie auch neuen und jungen Talenten eine Bühne bietet.
Adressen:
- 45 Rue des Batignolles, 75017 Paris
- 36 Rue des Martyrs, 75009 Paris
- 45 Rue Montorgueil, 75002 Paris
- 64 Rue de Seine, 75006 Paris
Öffnungszeiten:
Täglich von 10 – 20 Uhr
Stohrer
Unbedingt einen Besuch wert ist Stohrer, die älteste Patisserie in Paris: Sie wurde 1730 von Nicolas Stohrer, dem Hofkonditor von Ludwig XV. und seiner polnischen Frau Marie Leszczynska gegründet. Stohrer revolutionierte mit seiner Herangehensweise den Beruf des Konditors, indem er verschiedene Berufe (Konditoren, Lebkuchenbäcker, Waffelbäcker, etc.) zusammenbrachte, die bis dahin nicht nebeneinander existierten und einen Ort schuf, an dem verschiedenste Gebäckformen – von süß bis herzhaft – gleichzeitig angeboten wurden.
Bekannt ist die Patisserie für ihre Bouchées à la reine, herzhaft gefüllte Blätterteig-Pasteten, und die Babas au rhum, die Nicolas Stohrer sogar erfunden hat. Aber auch die knusprigen Kouign-amann sind hervorragend und sollten unbedingt probiert werden. Es gibt ingesamt sechs Läden in ganz Paris, besonders schön ist allerdings die historische Filiale in der Rue Montorgueil mit ihrer prunkvollen Ausstattung, die sogar unter Denkmalschutz steht. Die Patisserie liegt in einer sehr schönen Gegend und gleich um die Ecke von drei Pariser Institutionen für Küchenbedarf und Pâtisseriezubehör: Mora, E. Dehillerin und A. Simon – hier findet ihr absolut alles rund um die Themen Kochen & Backen – von Back- und Silikonformen, Spritztüllen, Dekomaterial, und, und, und. Ein Besuch lohnt sich in jedem Fall!
Notre Pâtisserie
Diese kleine familiäre Pâtisserie ist weniger bekannt und liegt abseits des touristischen Trubels im 7. Arrondissement nahe des Eiffelturms. Mit ihren auffälligen türkisfarbenen Schaufenstern springt sie direkt ins Auge. Angeboten werden liebevoll dekorierte Backwerke in klassischen Geschmacksrichtungen.
Sébastien Gaudard
Sébastien Gaudard gehört zu den renommiertesten Pariser Pâtissiers. Gelernt hat er sein Handwerk im Hôtel de Matignon, dem Sitz des französischen Premierministers, und arbeitete danach unter Anderem für Pierre Hermé. In seinen Patisserien in Paris steht Tradition ganz klar im Vordergrund und die Auslage besteht aus fein gearbeiteten französischen Klassikern. Berühmt ist Gaudards Galette des rois, für die er mehrmals ausgezeichnet wurde.
Unbedingt probieren solltet ihr hier einen der karamellisierten Windbeutel (Choux), der eine perfekte Symbiose aus luftigem Brandteig, cremiger Füllung und perfekt ausbalancierter, knackiger Karamellkruste darstellt.
Jojo & Co.
Nach über 20 Jahren in der Medienbranche beschloss Johanna Roques, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen und begann 2012 mit der Ausbildung zur Pâtissière. Nach einigen Praktika in renommierten Häusern wie Sébastien Gaudard gründete sie die Marke Jojo & Co. mit Fokus auf Saisonalität, bester Qualität der Rohstoffe und einer Rückverfolgbarkeit der 100% hausgemachten Produkte.
Heute kann man ihre modernen und geschmacklich erfrischenden Backwaren per Click & Collect online vorbestellen und in der kleinen Backstube in der Rue Bleue abholen (es muss mindestens 24 Stunden im Voraus bestellt werden). Eine kleine Auswahl der Törtchen ist aber zum Spontankauf auch bei Fou de Pâtisserie verfügbar. Unbedingt das göttliche Birnen-Tonka-Tartelette und die Tarte au Citron mit Basilikum probieren!
Adresse (Click & Collect):
- 5 Rue Bleue, 75009 Paris
Abholzeiten:
Mo-Sa 10:30-17 Uhr; So 10:30-15 Uhr
Le Jardin Sucré
Neben Jojo & Co. geschmacklich (und optisch) mein absoluter Favorit in Paris. Die kleine feine Auswahl an frisch zubereiteten, kunstvollen Törtchen hält diverse Geschmacksexplosionen bereit. Unbedingt probieren solltet ihr hier das göttliche Vanille-Törtchen mit Erdnuss-Praliné und das Tartelette au Citron mit Basilikum. Die autodidaktischen Inhaber, das Ehepaar Mélanie & Arnaud Mathez, haben erst auf Umwegen zur Pâtisserie gefunden und ihren ersten Laden bereits im jungen Alter von 22 eröffnet.
Le Jardin Sucré liegt etwas abseits der gängigen Touristenattraktionen im Nordwesten von Paris. Ein Abstecher in das kleine Ladengeschäft lohnt sich aber definitiv!
Adresse:
- 156 Rue de Courcelles, 75017 Paris
Öffnungszeiten:
Di-So 10 Uhr – 19:30 Uhr
Liberté
Die erste Liberté-Filiale eröffnete Gründer Mickaël Benichou 2013. Die Läden bestechen durch eine sehr moderne Ästhetik sowie minimalistische Einrichtung und sind eine erfrischende Abwechslung in der eher traditionellen Pariser Pâtisserie-Landschaft. Neben Paris gibt es noch weitere Verkaufsstellen in Tokio und Kyoto. Die Patisserie arbeitet mit sorgfältig ausgewählten lokalen Produzenten zusammen, um eine bestmögliche Qualität der Rohstoffe zu garantieren.
Cédric Grolet
Wenn man sich für Pâtisserie interessiert kommt man derzeit an ihm nicht vorbei: Cedric Grolet, der 37-jährige Pâtisserie-Shootingstar aus Lyon. 2018 wurde er mit dem Titel „Bester Pâtissier der Welt“ ausgezeichnet, ist Bestsellerautor und begeistert mit seinen innovativen Dessertkreationen Millionen Instagramfans auf der ganzen Welt. Dabei hat er sich sein unprätentiöses Auftreten in T-Shirt und Jeans bewahrt und mit etwas Glück kann man in einer seiner Patisserien in Paris noch einen Blick auf den Chef höchstpersönlich erhaschen.
Le Meurice par Cédric Grolet
Das Meurice ist der erste Laden Grolets im Luxushotel Le Meurice, direkt neben dem Jardin des Tuileries. Ehemals ein Ladenlokal ist es mittlerweile nur noch für Abholung mit Online-Vorbestellung geöffnet. Das Meurice widmet sich den Dessertfrüchten, mit denen Grolet weltberühmt wurde – und die haben einen stolzen Preis: ganze 17€ kostet eine „Frucht“, aber schon das Öffnen der edlen Verpackung ist ein Erlebnis für sich. Eine köstliche Investition, die man sich zumindest einmal gönnen sollte, wenn man sich für Pâtisserie interessiert und das Besondere sucht.
Cédric Grolet Opéra
2019 eröffnete Grolet eine zweite Patisserie in Paris, das Opéra, unweit der Place Vendôme. Hier liegt der Fokus auf den „Fleurs“, Grolets blumenförmiger Tarte-Kreationen und ausgewählter Viennoiserie, darunter die berühmten Croissants, die bei Instagram regelmäßig Millionen Views erreichen. Der Hype geht an dem Geschäft natürlich nicht spurlos vorbei und schon morgens zur Ladenöffnung muss man mit endlosen Schlangen und Wartezeiten bis zu zwei Stunden rechnen.
Die meisten kommen allerdings, um etwas zum Mitnehmen zu bestellen und wissen nicht, dass es im Obergeschoss auch ein Café mit 40 Sitzplätzen gibt, in dem man die Backwaren ganz in Ruhe genießen kann – es gibt auch Angebot für Frühstück und Mittagessen. Die Schlange für Café und Abholung befindet sich neben der „To Go“-Schlange und ist deutlich weniger frequentiert.
Meiner Meinung nach lohnt sich die lange Wartezeit nicht: Ich würde stattdessen lieber eine der tollen Früchte im Meurice vorbestellen und die Zeit nutzen, um einige der anderen tollen Patisserien zu besuchen. Leckere Croissants gibt es schließlich auch anderswo – für deutlich weniger Geld!
Mori Yoshida
Bei Mori Yoshida trifft französische Tradition auf japanische Kreativität: Der japanische Pâtissier Morihide Yoshida eröffnete seinen ersten Laden 2013. Die fein gearbeiteten Törtchen vereinen französische Gebäckklassiker mit japanischen Einflüssen und unerwarteten Geschmacksnuancen. Mein Favorit ist das Earl Grey-Törtchen mit Orangen-Ganache, dekoriert mit hauchzarter weißer Kuvertüre, die Rosenblättern zum Verwechseln ähnlich sieht.
Cyril Lignac
Der südfranzösische Pâtissier Cyril Lignac ist in Frankreich ein wahrer Shootingstar und ein bekannter Fernsehchef. Er kombiniert klassische Geschmäcker mit modernem Gewand und internationalen Einflüssen. Seine Törtchen sind optisch wie geschmacklich wahre Kunstwerke, die ungewöhnliche Formen, Farben und Texturen zu einem wahren Erlebnis vereinen.
Vegane Patisserien in Paris
Auch wer sich vegan ernährt, muss in Paris nicht auf feine Pâtisserie verzichten. Mittlerweile gibt es einige rein oder teilweise vegane Pâtisserien, deren Köstlichkeiten locker mit den nicht-veganen Exemplaren mithalten können.
Land & Monkeys
Land & Monkeys ist eine der ersten Patisserien in Paris, der ausschließlich pflanzenbasierte Pâtisserie, Boulangerie & Viennoiserie anbietet. Dabei werden 100% natürliche pflanzliche Alternativen für die Zutaten verwendet.
2018 kam dem Bäcker- und Unternehmerpaar Rodolpho & Yoshimi Landemaine, die selbst seit 2014 vegan leben, erstmals die Idee einer komplett veganen Pâtisserie. Nach zwei Jahren der Recherche und Rezeptentwicklung eröffnete dann am 20. Februar 2020 die erste Filiale von Land & Monkeys. Weitere Filialen in ganz Europa sind in Planung.
Ich liebe vor allem das vegane Tartelette au Citron und konnte anfangs gar nicht glauben, dass es wirklich ohne tierische Inhaltsstoffe hergestellt wird.
Sucré Cœur
Dieser süße kleine Laden der jungen Pâtissière Marie Dieudonné liegt in einer kleinen Seitenstraße der beliebten Rue des Martyrs auf dem Weg zu Montmartre und der Basilika Sacré-Cœur. Hier werden ausschließlich saisonale Produkte verarbeitet und das kleine aber feine Sortiment umfasst auch viele glutenfreie und vegane Optionen.
Auch einen Besuch wert…
Maison Pralus
Neben all den feinen Patisserien in Paris solltet ihr unbedingt der Chocolaterie François Pralus einen Besuch abstatten. Denn hier gibt es nicht nur Schokolade, sondern auch die berühmte Praluline, die ihr unbedingt probieren müsst: Eine buttrige Brioche mit jeder Menge pinker Praline-Stückchen. Dabei handelt es sich um mit pinkem Zucker überzogene Haselnüsse und Mandeln – eine Spezialität aus der Auvergne-Rhône-Alpes Region um Lyon, die bis ins 17. Jahrhundert zurückgeht.
Das süße Brot ist unfassbar lecker und hält sich gut einige Tage, ist also auch super als kulinarisches Mitbringsel geeignet. In Paris gibt es drei Läden der Maison Pralus, in denen ihr die Praluline frisch kaufen könnt.
Wie gesagt, erhebe ich mit dieser Auflistung meiner liebsten Patisserien in Paris keinen Anspruch auf Vollständigkeit. In dieser Liste fehlen beispielsweise die Läden von Yann Couvreur und Christophe Michalak, die ebenfalls sehr gut sind. Wenn ihr weitere süße Empfehlungen für Paris habt, teilt sie gerne in den Kommentaren.
Nun wünsche ich euch viel (Vor)Freude bei der Planung eures nächsten Parisbesuchs! Und wenn keine Parisreise in Sicht ist und ihr lieber selber backt, versucht euch doch mal an diesen feinen Choux au Craquelin mit Rhabarberkompott & einer Cremeux aus karamellisierter weißer Schokolade. À bientôt!