Von den Leibspeisen legendärer Frauen & einer Buttercremetorte à la Marie Antoinette | Buchrezension

Es gibt wenige Tortenkreationen, die so im Gedächtnis bleiben, wie die der norwegischen Foodstylistin Marianne Pfeffer Gjengedal. Unter dem Motto „Honoring women, one cake at a time“ entwirft sie auf ihrem Instagramkanal unglaubliche essbare Kunstwerke – immer inspiriert von aktuellen Liedern und Musikvideos weiblicher Künstlerinnen. Und Frauen sind auch das Thema des Buches, dass sie zusammen mit der Foodfotografin Klaudia Iga Pérès entworfen hat: Femmetastic! Legendäre Frauen und ihre Lieblingsgerichte

Von femmetastischen Leibspeisen & einer Buttercremetorte à la Marie Antoinette | Rezept

In dem wunderschönen Bildband, der mehr Kunst- als Kochbuch ist, nähern sich die beiden Autorinnen einigen der berühmtesten weiblichen Ikonen über ihre alltäglichste Seite, für die sich die Forschung bislang wenig interessiert hat: das Essen. Genauer gesagt, ihre Lieblingsgerichte. Was frühstückte Jane Austen am liebsten? Was servierte Coco Chanel ihren Gästen? Was war die Leibspeise Frida Kahlos? Diesen Fragen gehen Pfeffer Gjengedal und Pérès in Femmetastic! nach und setzen die Gerichte gewohnt stilsicher in Szene. Schon beim Durchlesen der Kurzbeschreibung war ich so begeistert von der Idee und Umsetzung des Buches, das sofort klar war: das muss ich haben! 

Von femmetastischen Leibspeisen & einer Buttercremetorte à la Marie Antoinette | Rezept

„Je länger wir uns mit den Frauen beschäftigten, umso deutlicher wurde uns, dass ihr Leben viel komplexer war als ursprünglich gedacht. […] Sehr vielen von ihnen kam das Leben, für das sie sich entschieden, teuer zu stehen. Die Freiheit hatte ihren Preis, aber sie haben etwas bewirkt. […] Auf verschiedene Weise bereiteten sie den Weg für uns und ermöglichen so, dass wir heute die Wahl haben.“

Marianne Pfeffer Gjengedal & Klaudia Iga Pérès
Von femmetastischen Leibspeisen & einer Buttercremetorte à la Marie Antoinette | Rezept

Bei der Frage, welches Rezept ich für diese Rezension ausprobiere fiel mir die Wahl nicht schwer: gleich die erste Frau, die die Autorinnen kulinarisch vorstellen, sollte es sein. Marie Antoinette – Mensch gewordenes Sinnbild des Rokoko und die Inkarnation von Opulenz, Überfluss und zügellosem Genuss. Die meisten werden nur diesen einen verhängnisvollen Satz kennen, der ihr in den Mund gelegt wurde, obwohl sie ihn vermutlich nie gesagt hat: „S’ils n’ont pas de pain, qu’ils mangent de la brioche!“ („Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen!“).

Von femmetastischen Leibspeisen & einer Buttercremetorte à la Marie Antoinette | Rezept

„Koch oder Konditor bei Marie Antoinette zu sein muss eine Herausforderung, aber zugleich auch eine unglaublich spannende Aufgabe gewesen sein – Speisen und Desserts zuzubereiten, die vor all dem Glanze der Architektur, Einrichtung und Mode des Rokokos bestehen konnten. […] Die Gerichte sollten einer anspruchsvollen Hofgesellschaft munden und immer wieder alle überraschen. […] Im prunkvollen Schloss Versailles von Ludwig XIV. bogen sich die Tische jahrzehntelang unter extravaganten Speisen. Es kam mitunter vor, dass beim Anschneiden von riesigen Torten Vögel herausflogen, und aus Süßigkeiten wurden ganze Miniaturgärten geschaffen – das muss für die weltbesten Konditoren ein Traumjob gewesen sein.“

Marianne Pfeffer Gjengedal
Von femmetastischen Leibspeisen & einer Buttercremetorte à la Marie Antoinette | Rezept

Beim Anblick der Buttercremetorte, die Marianne Pfeffer Gjengedal für sie kreiert hat, musste ich sofort an den Film Marie Antoinette von Sofia Coppola aus dem Jahr 2006 denken, den ich damals unzählige Male gesehen habe und bis heute liebe. Neben seiner bildlichen Ästhetik (der Film gleicht einer Aneinanderreihung von Stilleben, die man sich allesamt an die Wand hängen möchte), zeigt Sofia Coppola vor allem die Menschlichkeit der französischen Königin, die zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit eigentlich noch ein Kind ist und fortan ein völlig fremdbestimmtes Leben lebt, sodass sie sich schließlich fast gezwungenermaßen dem luxuriösen Nichtstun hingibt. Wie gerne hätte ich die opulenten Tortenrequisiten für diesen Film kreiert! Umso schöner, dass ich dies nun im kleinen Rahmen für ein so tolles Buch nachholen konnte.

Von femmetastischen Leibspeisen & einer Buttercremetorte à la Marie Antoinette | Rezept

Bei der Torte handelt es sich um die Abwandlung einer Schwarzwälder Kirschtorte – mit saftigen Schokoladenbiskuits, fruchtigem Waldbeerkompott und einer leckeren Mascarponecreme, eingehüllt in eine zuckersüße, rosa Buttercreme. Auch wenn die Königin selbst laut den Autorinnen eher schlichte Speisen bevorzugte, passt diese Buttercremetorte perfekt in das Rokoko-Setting aus üppigen Kleidern, extravaganten Blumensträußen und reich gedeckten Tafeln (und sie schmeckt übrigens auch ganz vorzüglich). Ebenso viel Spaß wie ich beim Backen, Verzieren und Fotografieren der Torte hatte, muss es gewesen sein, dieses Buch zu entwicklen und umzusetzen. Eine wahre Inspiration zum Kochen oder einfach nur Anschauen und eine (kulinarische) Erinnerung an all die großartigen Frauen, die den Weg ebneten für viele, die ihnen folgten.

„Danke an Papa Jerzy Jastrzębski, weil er mich gelehrt hat, dass es für Mädchen okay ist, stur zu sein und auf Bäume zu klettern.“

Klaudia Iga Pérès
Von femmetastischen Leibspeisen & einer Buttercremetorte à la Marie Antoinette | Rezept

Eckdaten zum Buch:

Name: Femmetastic! Legendäre Frauen und ihre Lieblingsgerichte
Autorinnen: Marianne Pfeffer Gjengedal & Klaudia Iga Pérès
Übersetzerinnen: Ricarda Essrich & Daniela Stilzebach
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten, 167 Abb.
Verlag: Sieveking Verlag
Sprache: Deutsch
Format: 22 x 28 cm
ISBN: 978-3-944874-88-3
Preis: 39,00 €
Von femmetastischen Leibspeisen & einer Buttercremetorte à la Marie Antoinette | Rezept

Hier geht’s zum Rezept für die Buttercremetorte:

Buttercremetorte à la Marie Antoinette

für eine Torte mit 15cm Durchmesser

Zutaten

Für den Schokobiskuit:

  • 210 g zimmerwarme Butter
  • 150 g Schokolade (70% Kakaoanteil)
  • 6 Eier
  • 300 g Zucker
  • 210 g Mehl
  • 3 TL Backpulver
  • 1 Prise gemahlene Vanille
  • 1,5 EL Kakao

Für das Beerenkompott:

  • 250 g gemischte Waldbeeren (TK)
  • 75 g Kirschwasser
  • 50 g Zucker

Für die Mascarponecreme:

  • 3 TL Gelatinepulver
  • 6 EL Wasser
  • 375 g Mascarpone
  • 30 g Puderzucker
  • 1 Prise gemahlene Vanille
  • 250 g Sahne

Für die Buttercreme:

  • 75 g Himbeeren (TK)
  • 315 g zimmerwarme Butter
  • 600 g Puderzucker (ja, das wird richtig süß!)
  • 1 Prise gemahlene Vanille

Außerdem:

  • frische Himbeeren für die Deko
  • Zuckerperlen für die Deko

Video

Anleitungen

  • Den Ofen auf 175°C Ober- und Unterhitze vorheizen und drei Formen mit 15cm Durchmesser einfetten.
  • Für den Teig die Butter in einem Topf schmelzen, vom Herd nehmen und die klein gehackte Schokolade unterrühren, bis diese geschmolzen ist. Abkühlen lassen. Eier und Zucker einige Minuten cremig aufschlagen und die Schokoladen-Butter-Mischung unterheben. Mehl, Backpulver, Vanille und Kakao zusammen durchsieben und unterrühren. Den Teig gleichmäßig auf die drei Formen aufteilen und auf der mittleren Schiene im vorgeheizten Ofen 35-45 Minuten backen (Stäbchenprobe!). Die Böden aus den Formen stürzen und vollständig auskühlen lassen.
  • Für das Beerenkompott die Früchte mit dem Kirschwasser und dem Zucker in einen Topf geben. Bei schwacher Hitze köcheln, bis die Beeren weich sind und sich der Zucker aufgelöst hat. Abkühlen lassen.
  • Die ausgekühlten Tortenböden mit einem Messer begradigen und den ersten Boden in einen Tortenring legen.
  • Für die Creme das Gelatinepulver in einer Schüssel mit dem kalten Wasser vermischen und aufquellen lassen. Den Mascarpone mit dem Puderzucker und der Vanille verrühren. Die Sahne steif schlagen und unter den Mascarpone heben. Bei schwacher Hitze (oder in der Mikrowelle) die Gelatine auflösen lassen, dann ein Drittel der Creme dazugeben und schnell unterrühren. Jetzt die Gelatinecreme unter die restliche Creme heben. Sofort wie folgt auf die Tortenböden geben:
  • Die Mascarponecreme in einen Spritzbeutel mit großer Lochtülle füllen. Den untersten Boden im Tortenring mit etwas Saft vom Beerenkompott bestreichen. Dann einen Begrenzungsring aus Mascarponecreme am Rand entlang spritzen. Innerhalb dieses Rings eine dünne Schicht Beerenkompott verteilen. Darauf eine Schicht Mascarponecreme streichen, mit dem zweiten Tortenboden bedecken und wieder Beeren und Creme schichten. Mit dem dritten Boden abschließen. Die Torte mit Frischhaltefolie abdecken und kalt stellen, bis die Creme fest geworden ist.
  • In der Zwischenzeit die Buttercreme vorbereiten: dafür die Himbeeren in einem Topf köcheln lassen, bis sie zerfallen, dann durch ein Sieb den Saft abseihen und abkühlen lassen. Die Butter mit dem Puderzucker einige Minuten lang aufschlagen, bis sie fast weiß und sehr luftig ist. Die Vanille und den abgekühlten Himbeersaft unterrühren.
  • Die inzwischen festgewordene Torte aus dem Kühlschrank holen und den Tortenring vorsichtig lösen. Die Torte rundherum mit Buttercreme einstreichen und glatt streichen. Kurz in den Kühlschrank stellen, damit die Buttercreme fest wird und anschließend nach Belieben mit der übrigen Creme, den Zuckerperlen und frischen Himbeeren verzieren.
  • Guten Appetit!

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  1. Ich bezweifle, dass Pillen die Lösung sind. Oftmals sind die einfachsten Mittel am besten. Dankeschön für
    diesen tollen Blog!

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